1. Petrus 3, 4 sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes: das ist köstlich vor Gott.

Schief wird die Aussage nur, wenn der Leib als negative Folie gesehen wird, als dürfte man sich an ihm und seiner Schönheit und Gesundheit nicht auch freuen. Das wäre sicher nicht grundbiblisch; «Preiset Gott mit eurem Leib», sagt auch Paulus (l.Kor. 6,20; Jesus: Lk. 11,34-36 usw.). Die höchst wirksame und am längsten währende Kosmetik wird in Ps 149,4 beschrieben: „Er schmückt die Demütigen mit Heil“.   „. In der Sicht Gottes ist der innere Wert ein „sehr köstlicher Schmuck“. In der damaligen griechischen Umwelt hingegen wuchs das Interesse an Platos Sicht der himmlischen Seele im Gefängnis des Körpers wieder stark (vgl. zu 2,11 und 1.9).
Weil Petrus diese Aussage wichtig ist, unterstreicht er sie abschließend durch die Feststellung: „das ist köstlich vor Gott“
Es gibt viele, deren äußerer Leib reich gekleidet ist, doch deren Seele in Lumpen geht, während andere, deren Kleider zerschlissen und abgetragen sind, von innen her ganz herrlich sind.

1. Petrus 3,2 wenn sie sehen, wie ihr in Reinheit und Gottesfurcht lebt.

Der griechische Begriff, der hier mit „sehen“ übersetzt wurde, enthält die Beibedeutung „aufmerksame Beobachtung“. Hier ist kein zufälliges Hinschauen gemeint. Wenn Männer, „die das Wort nicht hören wollen,“ das gottestreue Verhalten ihrer Frauen beobachten, werden sie allmählich aufgeschlossener für geistliche Dinge. Ein solches Verhalten wird zuweilen als „wortlose Predigt“ bezeichnet.
Die Furcht, von der die Frau bestimmt wird, ist nicht die Furcht vor dem Mann, sondern – wie 2, 17 f – die Furcht vor Gott, in der die Frau gebunden ist. Der Mann soll ahnen und wahrnehmen, daß über dem Leben der Frau eine hohe, die göttliche, Macht waltet, die zu verletzen sie sich fürchtet und der zu gefallen sie sich bestrebt. Aus dem lauteren und edlen  Wandel der Frau soll der Mann die Wirklichkeit Gottes erkennen.

1. Petrus 3,3 Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein wie Haarflechten, goldene Ketten oder prächtige Kleider,

Einige der Leser dieses Briefes waren offensichtlich nicht arm; sie besaßen Schmuck und Gold. Es ist aber zu beachten, dass V. 3 nicht einfach von Frisuren, Goldschmuck und hübschen Kleidern redet, sondern von der Tätigkeit der Frauen, von dem, was ihre Zeit ausfüllt. Hier stehen drei Verben von ziemlicher Bedeutung: „flechten“, „umhängen“, „anziehen“. Diese „sollen die Vorstellung arbeits- und zeit- intensiver Prozesse vermitteln, bei denen viel Zeit verschwendet wird“ (Bengel). Das ist nicht immer natürliche Freude, sondern manchmal ein Zwang, sich in Szene setzen zu müssen. Doch zeigt sich hier wohl, dass die damalige hellenistische Geringschätzung des Körpers, als wäre er als etwas Materielles weniger wert als der reine Geist, in der Luft lag.
Lange vor Petrus’ Zeit verkündete Gott durch den Propheten Jesaja das Gericht über die Frauen, die wie besessen nach äußerlichem Schmuck waren: Und der Herr sprach: Weil die Töchter Zions stolz geworden sind und mit emporgerecktem Hals einhergehen und herausfordernde Blicke werfen; weil sie trippelnd einherstolzieren und mit ihren Fußspangen klirren, deshalb wird der Herr den Scheitel der Töchter Zions kahl machen, und der Herr wird ihre Scham entblößen. An jenem Tag wird der Herr die Zierde der Fußspangen, der Stirnbänder und Halbmonde wegnehmen, die Ohrgehänge, die Armspangen, die Schleier, die Kopfbünde, die Schrittfesseln und die Gürtel, die Riechfläschchen und die Amulette, die Fingerringe und die Nasenringe, die Festkleider und die Mäntel, die Überwürfe und die Täschchen; die Handspiegel und die Hemden, die Hüte und die Schleier. Und es wird geschehen: Statt des Wohlgeruchs gibt es Moder, statt des Gürtels einen Strick, statt der gekräuselten Haare eine Glatze, statt des Prunkgewandes einen Kittel aus Sacktuch und ein Brandmal statt der Schönheit. (Jes 3,16-24; vgl. Jer 2,32)

1. Petrus 3,3 Euer Schmuck soll nicht äußerlich sein wie Haarflechten, goldene Ketten oder prächtige Kleider,

Petrus unterscheidet hier deutlich zwischen äußerer und innerer Schönheit, oder, um mit ihm zu sprechen, zwischen Herausgeputztsein und wahrer Schönheit. In unserer kaufwütigen Gesellschaft gerät man viel zu leicht in den Sog der Äußerlichkeiten. Kataloge, die alle nur erdenklichen Kleidungsstücke anpreisen, landen in unseren Briefkästen; Bestellung bequem per Telefon bei Tag und Nacht. Wem das nicht genügt, der kann neuerdings auch am Fernseher oder am Computerbildschirm auf Einkaufsbummel gehen. Auf die Plätze, fertig, Kreditkarte! Der Zweck dieser Gegenüberstellung liegt in der Ausgewogenheit. Petrus verbietet weder das Frisieren noch das Tragen von Schmuck und schönen Kleidern. Er möchte diese Äußerlichkeiten lediglich etwas in den Hintergrund stellen und das Wesen der Frau mehr ins Scheinwerferlicht rücken. Ausgewogenheit ist hier oberstes Prinzip. Wer eine unrealistische Extremposition vertritt, versteht den Stellenwert des Äußeren völlig falsch. Manche Frauen meinen, es sei ein Zeichen von geistlicher Reife, wie eine graue Maus herumzulaufen. Doch äußere Schönheit ist keineswegs ungeistlich! Andererseits können Äußerlichkeiten auch überbewertet werden, und das Erscheinungsbild, Kosmetika und Kleidung verschlingen viel zu viel Zeit, Geld und Energie. Man kann sich dermaßen in eine solche Überbewertung des Äußeren hineinsteigern, dass man sich selbst und andere letzten Endes nur noch nach äußerlichen Kriterien beurteilt, was in unserer Gesellschaft leider nur zu oft der Fall ist. Äußere Schönheit ist vergänglich. Innere Schönheit hält ewig. Äußere Schönheit gefällt der Welt; innere Schönheit gefällt Gott. Petrus beschreibt diese innere Schönheit als ein freundliches und ruhiges Wesen. Eine andere Übersetzung wäre „Sanftmut und Ausgeglichenheit.“ Zweifellos ist ein solcher Charakter das aussagekräftigste Merkmal einer jeden Frau. Und dieser Charakter leuchtet von innen heraus, aus dem Herzen, denn eine solche Frau kennt sich selbst und weiß, wem sie vertraut. In Gottes Augen ist diese innere Schönheit etwas Unvergängliches und Wertvolles. Sich äußerlich zurechtzumachen kostet nicht viel Zeit. Ich habe schon Frauen gesehen, die das in Minutenschnelle morgens auf dem Weg zur Arbeit erledigen. (Haben Sie je eine Frau im Auto vor sich gehabt, die sich auf der Fahrt zum Büro am Steuer schminkt? Ein tolles Kunststück. Und gar nicht ungefährlich. Da kann man sich nur fragen, was passiert, wenn sie ein Schlagloch erwischt!) Eine Frau braucht bloß ein paar Stunden dazu, sich für das größte Gala-Ereignis zurechtzumachen, aber zur Entwicklung und Förderung ihrer inneren Wesenszüge braucht sie ihr ganzes Leben. Äußere Gepflegtheit ist zwar wichtig, aber längst nicht so wichtig wie die innere Einstellung. Wenn die nämlich stimmt, dann nimmt die äußere Erscheinung automatisch einen geringeren Stellenwert ein. Eine kluge Frau achtet auf beides. Charles R. Swindoll Zeit der Hoffnung: Hoffnung ist der feste Glaube, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, Asslar: Projetktion J, 1996,.

1. Petrus 3,1 Desgleichen sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch die, die nicht an das Wort glauben, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden,

Die Anknüpfung „Desgleichen“ (kürzer gesagt „ebenso“) zeigt, daß unser Text in den Zusammenhang des vorigen Abschnittes hinein gehört (2, 13 ff).
Wenn Christen in dieser ungläubigen Welt ein vorbildliches Zeugnis aufrechterhalten wollen, müssen sie in den vier von Petrus angesprochenen sozialen Bereichen ein  tadelloses Leben führen: in der Gesellschaft (2,13-17), am Arbeitsplatz (2,18-25), in der Familie (3,1-7) und in der Gemeinde (3,8-9). In Bezug auf die drei säkularen  Lebensbereiche fordert der Apostel die Gläubigen auf, Zeugen des Evangeliums zu  sein (2,9) und die Glaubenskritiker zum Schweigen zu bringen (2,12-15). Dieser Anfangsabschnitt des 3. Kapitels behandelt die dritte und kleinste von Gott gegebene Einheit der Gesellschaftsstruktur, die Familie. Petrus widmet hier sechs Verse der Unterordnung der Ehefrau unter ihren Mann und einen dem Dienst des Ehemanns an seiner Frau. Der Aufruf zum Sich-Unterordnen ist also keineswegs Ausdruck einer Minderwertigkeit der Frau, sondern eher umgekehrt ihrer Verantwortlichkeit. Er bezeichnet keinen Würdegrad, sondern eine Aufgabe. Unterordnung ist kein Geschehenlassen, sondern Tat Die liebevolle, gütige Unterwerfung einer gläubigen Ehefrau unter ihren unerretteten Gatten ist das stärkste evangelistische Mittel, das sie hat.. (vgl. Spr 31,26; Mt 5,16; Phil 2,15;  Tit 2,3-5)
Mit seiner Mahnung an die Frauen steht Petrus nicht allein. Auch Paulus mahnt die Frauen, wo immer er dieses Thema anspricht, mit den gleichen Worten (Eph 5, 22. 24; Kol 3, 18; Tit 2, 5).
Daß die Frauen sich den Männern unterzuordnen haben, wird vom Vf. des 1 Petr ebenso vorausgesetzt wie in den übrigen Haustafeln des NT (vgl. Kol 3 18; Eph 5,22-24; 1 Tim 2,9-15), wobei er dies als Schöpfungsordnung voraussetzt, ohne es näher zu begründen.
1 Petr setzt wie 1 Kor 7,13 voraus, daß es Ehen zwischen christlichen Frauen und Heiden gibt, vor allem wenn heidnische Ehefrauen sich zu Christus bekehrten, und daß diese Ehen weitergeführt werden sollen. Die Unterordnung hat – in Verbindung mit einer konsequent christlichen Lebensführung – also eine entschieden missionarische Motivation. Überhaupt setzt der Vf. voraus, daß jeder Christ durch Wort und Verhalten für das in Christus allen Menschen angebotene Heil zu werben hat. Was durch das Wort – durch das eigene Zeugnis oder durch die Mitnahme zu den gemeindlichen Versammlungen oder durch die Einladung geschulter Christen in die Familie – nicht erreicht werden kann, soll durch das Zeugnis der Lebensführung „ohne Wort“ gelingen.

1. Petrus 3,1 Desgleichen sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch die, die nicht an das Wort glauben, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden,

Hier wird in unverblümten Worten gesagt, was in der antiken Gesellschaft, zur Zeit des Petrus, von der Frau und vom Mann in der Ehe erwartet wird. Das wäre vielleicht nicht so schlimm, wenn es hier nur um Rollenerwartungen in der Antike ginge. Aber – hie und da – dürfte es auch heute solche klaren Zuweisungen geben, wie der Lebenswandel auszusehen hat. Aber wird nicht im Petrusbrief, den genau das alte Klischee noch einmal zementiert: Dass die Frau untertänig, der Mann gnädig zu sein habe. Auf den ersten Blick scheint es so. Auf den ersten aber nur. Denn Petrus rechnet mit dem Klischee, er weiß, dass auch wir in viele Rollenerwartungen gepresst werden. Deswegen ist die Frage: wie geht er damit um, zu welcher Reaktion fordert er uns auf? Der Mann konnte damals wie selbstverständlich in seinem Hause herrschen. Sein Prestige bestand darin, dass er „Herr im Haus“ war. Demgegenüber weist Petrus darauf hin: Beide, Mann und Frau sind gleichermaßen Erben der Gnade. Damals war die Frau an die Religion des Mannes gebunden. Sie hatte sich nach ihm zu richten: demgegenüber sieht Petrus die Chance, dass die Frau durch ihren überzeugenden Lebenswandel die Verhältnisse ändert: ihren Mann ändert, der sich auf die Botschaft des Evangeliums nicht ändern wollte. Wenn die Christen in der Antike trotz fester Ordnung durch eine alternativen Lebenswandel schon die beengenden Strukturen unterlaufen konnten, wie viel mehr sind wir frei, uns über Schranken hinwegzusetzen, aufeinander zuzugehen und als freie Kinder Gottes zu leben